10.05.2024
Bundesweit gibt es derzeit nur etwa 80 Kliniken, die als Vorhofflimmer-Zentrum zertifiziert wurden. Seit kurzem gehört auch das Mannheimer Theresienkrankenhaus zu diesem Kreis. Damit war und ist das Krankenhaus – neben dem Universitätsklinikum Heidelberg – eine wesentliche Anlaufstelle in der Metropolregion Rhein-Neckar für Patient*innen mit Vorhofflimmern.
Laut der Deutschen Herzstiftung leiden hierzulande rund 1,8 Millionen
Menschen an Vorhofflimmern. „Damit ist das die häufigste Herzrhythmusstörung“,
erläutert Dr. Boris Schumacher, Sektionsleiter für Invasive Elektrophysiologie
in der Abteilung Kardiologie des Theresienkrankenhauses: „Die Betroffenen
leiden unter recht unterschiedlichen Symptomen: Häufig treten Unruhegefühl,
Herzrasen und Leistungsschwäche auf. Schlaganfälle können eine dramatische
Folge eines unbehandelten Vorhofflimmerns sein.“ Aufgrund der epidemiologischen
und demographischen Entwicklung ist in Zukunft mit einer deutlichen Zunahme von
Vorhofflimmern in der Bevölkerung zu rechnen, da das Risiko mit zunehmendem
Alter steigt.
Neben der Gabe von passenden Medikamenten besteht die effektivste
Behandlung in einer Katheterbehandlung. Mit jährlich über 650
elektrophysiologischen Eingriffen am Herzen ist die Sektion Invasive
Elektrophysiologie am Theresienkrankenhaus mittlerweile eines der größten Zentren der Region. Davon dienen
gut 400 – zum Teil hochkomplexe – Eingriffe speziell der Behandlung von
Vorhofflimmern.
Die Elektrophysiologie hat am Mannheimer Theresienkrankenhaus eine
langjährige Tradition. Mit der Berufung des Chefarztes Prof. Dr. Markus Haass
im Jahr 2002 fanden fortan regelmäßig elektrophysiologische Untersuchungen und
konventionelle Ablationsbehandlungen statt. Ab 2013 wurden dann auch
Vorhofflimmer-Ablationen durchgeführt. Infolge der Zunahme der
elektrophysiologischen Behandlungen wurde 2015 die Sektion Invasive
Elektrophysiologie etabliert. Dabei wurde die zugehörige Röntgenanlage erneuert
und ein 3D-Messplatz installiert. 2021 wurde aufgrund des hohen Bedarfes und
bestehender Kapazitätsengpässe ein zusätzliches Katheterlabor speziell für
elektrophysiologische Eingriffe in Betrieb genommen, die 3D-Messplätze erneuert
und ein zusätzlicher Oberarzt eingestellt.
Diese langjährige, umfangreiche Expertise hat die Deutsche Gesellschaft
für Kardiologie nun honoriert und das Theresienkrankenhaus als Vorhofflimmer-Zentrum zertifiziert.
Dabei hat die Fachgesellschaft Kompetenz, Prozess- und Strukturqualität, die
technische Ausstattung und das Komplikationsmanagement in der kathetergeführten
Behandlung von Vorhofflimmern geprüft.
Elektrische Störstellen
identifizieren
Die krankhaften Erregungsherde sitzen beim Vorhofflimmern meist
innerhalb der Lungenvenen (Pulmonalvenen). Diese senden fehlerhafte elektrische
Signale aus, die das Vorhofflimmern im linken Vorhof des Herzens auslösen.
Durch eine Ablation mit Kälte oder Wärme können die auslösenden Signale nicht
mehr von den Lungenvenen in den Vorhof gelangen und das Vorhofflimmern
triggern. In einigen Fällen ist es darüber hinaus notwendig, zielgenau die
ursächlichen Störstellen in den Vorhöfen des Herzens mittels spezieller
Katheter zu identifizieren. Zur Visualisierung benötigt man moderne,
dreidimensionale Mapping-Systeme, mit denen realistische Computermodelle der
Herzhöhlen erstellt werden können, um die Behandlung exakt zu steuern.
Die beteiligten Personen,
sowohl das ärztliche, als auch das pflegerische Personal, müssen hierbei hoch
spezialisiert ausgebildet werden. Für eine gute Behandlungsqualität mit hoher
Erfolgs- und geringer Komplikationsrate ist eine langjährige Erfahrung und die
fortwährende kritische Auseinandersetzung mit den Standards zur Durchführung
einer Katheterablation notwendig. (ckl)