04.04.2023
Die Muslimen fasten derzeit im Fastenmonat Ramadan. In dieser Zeit wird von Morgengrauen bis Sonnenuntergang nicht gegessen – 29 oder 30 Tage lang. Dr. med. Maher Fattoum, Oberarzt der Gefäßchirurgie und Leiter endovaskuläre Chirurgie am Theresienkrankenhaus erzählt im Gespräch, wie er den Ramadan in seinen Alltag praktiziert.
Herr Dr. Fattoum, wie lässt sich das
Fasten in Ihren Alltag integrieren?
Das ist schon
lange integriert, da ich seit ich 14 Jahre alt bin mit dem Fasten anfing. Es
fällt mir überhaupt nicht schwer, es ist zum Alltag geworden. Natürlich denke
ich ab und zu ans Essen, aber das ist kein Problem.
Muslime fasten nicht nur im Ramadan, sondern auch freiwillig
an anderen Tagen oder teilweise in
bestimmten Monaten. Dies ist nicht verpflichtend wie das Fasten im Ramadan,
aber es gibt uns viel.
Gibt es eine Schicht in der es sich
während des Ramadans am besten fasten lässt?
Überhaupt nicht
– Das ist mir egal, ich operiere nach wie vor. Natürlich habe ich ab und zu
Hunger und Durst, dass beeinträchtigt meine Arbeit allerdings überhaupt nicht.
Wie hält man es den Tag ohne Essen und
Trinken aus?
Wenn ich
hungrig oder durstig bin, denke ich daran, dass es eine Art des Gottesdienstes
für mich ist und ich aus meine Glauben heraus auch verpflichtet bin zu fasten.
So ist das auch am Wochenende zu Hause und nicht nur im Dienst.
Wann dürfen Sie essen und was essen Sie
am liebsten, wenn Sie wieder essen dürfen?
Wir dürfen
zwischen dem Sonnenuntergang, nach dem man gebetet hat und bis eineinhalb
Stunden vor Sonnenaufgang essen. Man darf eigentlich alles essen, aber man
sollte mit Kleinigkeiten anfangen. Am besten mit Datteln oder Suppe, da dies für
den Magen besser verträglich ist. Dann gewöhnt sich der Magen wieder langsam an
die Nahrung und man kann im Anschluss von den vielen Köstlichkeiten, die zum
Fastenbrechen aufgetischt werden, probieren.
Kurz vor dem Morgengrauen
bzw. des Fastenbeginnes, isst man am
besten Obst, Gemüse oder andere Kleinigkeiten, die wasserhaltig und
wasserspeichernd sind. So wie Gurken, Tomaten oder Datteln. Diese Lebensmittel
spenden neben Wasser auch ausreichend Energie für den Tag.
Gewöhnlich findet das abendliche
Fastenbrechen im großen Familienkreis statt. Wie feiern Sie?
Unter der Woche
meistens mit meiner Familie zu Hause, also meiner Frau und zwei Kindern. Am
Wochenende treffen wir uns mit einer befreundeten Familie und essen gemeinsam.
Meine Frau und ich fasten den ganzen Ramadan. Unser Sohn fastet ab und zu, er
ist noch zu jung, um komplett zu fasten. Er möchte sich schon langsam ans
Fasten gewöhnen. Meine Tochter ist erst ein Jahr alt, daher betrifft sie das
Fasten natürlich nicht.
Können Sie Ihre Gebetszeiten während der
Arbeit einhalten?
Auf jeden Fall!
Wir beten fünf Mal am Tag und sind in der genauen Uhrzeit flexibel. Zum
Beispiel in der Zeit bevor das Fasten anfängt, also vor Sonnenaufgang, haben
wir eineinhalb Stunden Zeit für unser Gebet. Die Mittagsgebetszeit dauert bis
zum Sonnenuntergang an, man hat also knapp sechs Stunden Zeit.
Ein Gebet dauert ungefähr fünf Minuten, man kann aber auch länger beten. Inklusive
der Vorbereitung zum Gebet, also zum Beispiel dem Waschen, bete ich ungefähr
eine Stunde über den Tag verteilt. Dies ist nur ein kleiner Teil im Vergleich
zum restlichen Tag.
Das Gebet
bietet uns auch eine Auszeit, in der man alle Sorgen und den Stress hinter sich
lässt. Man steht ganz ruhig vor seinem Herrn und sagt sich „Ich bin jetzt hier
bei dir und kann mit dir reden wie ich will und das Leben kurz ausblenden.“
Vielen Dank für
das Gespräch und Ramadan Mubarak (Froher Ramadan).
(Das Interview führte Marlen Burger, Duale Studentin in der
Unternehmenskommunikation.)
Was ist der Ramadan?
Ramadan heißt der Monat, in dem gläubige
Muslime fasten. In dieser Zeit essen und trinken sie von Morgengrauen bis
Sonnenuntergang nichts und das 30 Tage lang. Begangen wird er im 9. Monat des
islamischen Kalenders – in diesem Jahr vom 23. März bis 20. April. Lediglich
zwischen Sonnenuntergang und Morgengrauen darf gegessen und getrunken werden. Nach
Einbruch der Dunkelheit trifft sich die ganze Familie, um gemeinsam zu essen.
In der Zeit des Fastens beten Muslime besonders viel, um Gott nah zu sein und
sich zu besinnen. Hunger und Durst sollen ihnen bewusstmachen, dass es nicht
selbstverständlich ist, genug zu essen und zu trinken zu haben. Der Ramadan endet
mit dem „Zuckerfest“, bei dem sehr viele Leckereien auf den Tisch kommen.